Mode in Afrika/La mode en Afrique

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Die Mode in Afrika ist so dynamisch und vergänglich wie bei uns. Sie variiert stylistisch und bedeutungsmäßg je nach Region, nach sozialen Grupen und Geschlecht. Was hier in Fotos und Texten abgebildet wird, stellt nur eine Facetten der verschiedenen Ausdrucksformen und Kleidungsmoden dar: es geht um die Mode der Frauen, insbesondere in Westafrika, und um die aus den bedruckten Baumwollstoffen manuell geschneiderte Mode. Sie wird als "typisch afrikanisch" im Westen rezipiert.

Die Entwicklung der Mode in Afrika: einige Thesen

Das, was heutzutage in den internationalen Medien als die afrikanische Mode zelebriert wird, ist nicht das ursprüngliche Produkt von Designern, sondern eine transnationale Kulturerscheinung, die als eine besondere, kreative Leistung der Frauen des städtischen Mittelstands in West- und Zentral-Afrika große Anerkennung verdient. Die Stilentwicklung der afrikanischen Frauenmode unterscheidet sich wesentlich von der der Männer, die seit der Kolonialzeit zunehmend dem westlichen Modell gefolgt sind.

 Bedeutsam ist diese weibliche Modeentwicklung in mehrerlei Hinsicht:

 

1. Der historische Moment des Modebooms ist in den 80er Jahren anzusiedeln, in einer kritischen wirtschaftlichen und politischen Phase, als die Hoffnungen auf Entwicklung und Wohlstand zerbrachen.

 

2. Der durch die koloniale Kleiderpolitik erzwungene Bruch der Kleidertraditionen führte im Laufe der Jahrzehnte zu einer freiwilligen Übernahme westlicher Kleidungsstile. Die insbesondere in den 60er und 70er Jahren als fortschrittlich geltende westliche Mode wurde bedeutungsmäßig zurückgedrängt.

 

3. Die afrikanische Mode beruht auf einer Umdeutung verschiedener seit Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten vorhandenen bzw. bekannten Kleidertypen, die nicht wie in den nationalistischen Bewegungen eine politische, symbolische Funktion haben, sondern als Zeichen einer Modesprache.

 

4. Der so genannte afrikanische Stil ist zwar einerseits stark kulturell geprägt, andererseits hat er sich aber zu einer transnationalen, regionalen Mode entwickelt, die ganz Westafrika und auch Zentralafrika erfasst hat. Technisch, stilistisch und in unternehmerischer Hinsicht ist die Mode

durch die Arbeitsmigration der senegalesischen Schneider in alle größeren Städte West- und Zentralafrikas ermöglicht worden.

 

5. Das gestiegene Ansehen der Modedesigner ist eine Folge des Modebooms und der gesellschaftlichen Wertschätzung von Mode.

 

6. Die Rolle der afrikanischen Designer für den Modemarkt ist eine völlig andere als die im Westen. Die Gründe dafür liegen zum einen in der jeweils unterschiedlichen Konzeption von Original und der damit z. T. zusammenhängenden Bedeutung von Marken.

Stoffe

Die bedruckten Baumwollstoffe, die so genannten fancy prints oder wax prints, sind in West- und Zentralafrika weit verbreitet und beliebt - sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Sie haben eine mehr als 100-jährige globale Geschichte und werden heutzutage zum großen Teil in China produziert, oftmals als Kopie einer Originalvorlage der holländischen Prestigestoffe der Firma Vlisco. Die print-Stoffe zeigen die unterschiedlichsten Motive aus dem Alltagsleben. Von Präsidentenköpfen, Handys, Taschen oder Kämmen bis zu Schriftzügen ist die Palette groß, oft wird eine Geschichte damit erzählt. Allerdings fallen uns westlichen Betrachtern die Illustrationen mehr ins Auge als die abstrakten Muster, weil sie uns exotisch erscheinen. Mengenmäßig haben sie eine viel geringere Bedeutung. 

 

Trotz ihrer weiten Verbreitung und West- und Zentralafrika haben diese Baumwollstoffe eine sehr unterschiedliche Bedeutung in den einzelnen Ländern. Eine besondere Wertschätzung erfahren sie z. B. in Togo und Ghana, wo die Frau nach der Qualität und dem Marktwert des getragenen Stoffs beurteilt wird. Durch die Einfuhr billiger Kopien aus China hat sich in dieser Hinsicht eine große Verunsicherung breit gemacht, da sich die "Originale" nicht mehr als solche erkennen lassen und eine Hierarchie der Stoffe nicht mehr so leicht auszumachen ist. - In Mali dagegen gelten die bedruckten Baumwollstoffe eher als armseliger Ersatz für die handgefärbten Damaststoffe (bazin), die mit ihren sich wandelnden Mustern und unterschiedlichen Färbetechniken die Modetrends anzeigen und eher den dort herrschenden ästhetischen Werten entsprechen. - Auch in Nigeria nimmt der Baumwollstoff eher eine zweit- oder drittrangige Stellung unter den Textilien ein, da er nicht geeignet ist, um Status und Klasse auszudrücken. Dafür werden entweder traditionelle, handgewebte Stoffe oder hochwertige importierte Stoffe mit einer ausgeprägten Oberflächenstruktur verwendet. - Erst die globale Mode, in der diese fancy prints auch von westlichen Designern als neues Material für ungewöhnliche Krationen entdeckt wurde, hat auch in Afrika diesem Stoff zu einem neuen Leben und einer neuen Bedeutung verholfen. In beiden Fällen wird der Stoff als Zitat benutzt, als Referenz auf Exotik und/oder auf Tradition. Insbesondere die ivoirischen Designer und SchneiderInnen haben den pagne, wie er im frankophonen Afrika genannt wird, von seinem Image als Symbol mütterlicher Weiblichkeit und Sozialprestige befreit und zu einem Experiment der Mode gemacht. Die Stoffe werden nach formal-ästhetischen Kriterien zerlegt und neu zusammengesetzt. Die Schnitte sind sehr sexy und betonen die Körperkonturen - ganz im Sinne globaler femininer Kleidungsnormen, wobei sich die Frauen gleichzeitig mit den Federn "afrikanischer Tradition" schmücken.  Auch in Nigeria unternehmen die ModemacherInnen den Versuch, den ankara, eine weitere sprachliche Variante des fancy print-Stoffs, zu einem Ausdruck von Modernität und Jugendlichkeit werden zu lassen, wobei er in eher westliche Schnitte übersetzt wird.

Wax prints

Heritage à la mode: Chinese influence on contemporary fashion in Togo

Nina Sylvanus examines the current changes brought on by global economic shifts in textile manufacturing and restructuring at the most intimate scale: the dressed body. Exploring West African pagne fashion offers a compelling story of globalization. Pagnes are wrappers of colorful printed fabrics, which are the main component in women’s fashion in large parts of West and Central Africa where they are draped and tailored in an enormous array of styles. While these fabrics, so-called wax-prints, luxurious, industrialized reproductions of Indonesian batik cloth were historically manufactured in Europe (especially in Holland and England since the late 19th century) for African markets, they are today primarily produced in China. During the 1940s, these fabrics came into fashion in Togo with the emergence of an urban elite and their desire for sartorial distinction. Markers of prestige, economic value and style, European-produced pagnes came to represent a form of ‘invented tradition’ during the following decades. Today, this tradition is increasingly performed with Chinese knock-offs that are omnipresent in Lomé’s Grand-Marché, West Africa’s main textile market. Local fashion icons are increasingly produced with Chine imports, as new advertisement campaigns in West African women’s magazines such as ‘Amina’ and local billboards indicate. To be à la mode is now possible with Chinese brands such as ‘Hightarget’ or ‘Auden’, who are becoming the leaders in changing fashion trends. The affordability of their fabrics, in contrast to the European competitor, allows for rapidly changing sartorial styles, which in turn enhances the revitalization of local fashion productions and dress performance.

 

Atelierwerbeschilder

Modeausstellungen

Der besondere afrikanische Stil und die ganz eigene Bedeutung von Mode in Afrika ergeben sich aus den handwerklichen Bedingungen, unter denen sie entstehen, vor allem aus der engen Beziehung der Kundin zum Schneider. Schnittmuster kommen zum Beispiel nicht zur Anwendung, die Arbeitsweise der afrikanischen Schneider beruht im Wesentlichen auf Erfahrung. Der Stoff wird von der Kundin sorgsam danach ausgewählt, zu welcher Gelegenheit das Kleid getragen werden soll

Modebewusstsein

Uniformen

Zu offiziellen Gedenktagen wie dem Internationalen Tag der Frau, dem Tag der LehrerInnen, denm Unabhängigkeitstag etc. wird jedes Jahr ein Stoffmotiv in verschiedenen Farben herausgebracht, aus dem sich Männer und Frauen ein Hemd, Anzug oder Kostüm bzw. Kleid nähen lassen, das sie dann zur Straßenparade tragen. Aus einem einheitlichen Stoff entstehen so in einer Atmosphäre der produktiven Konkurrenz eine unendliche Vielzahl an Variationen: Individualität in der Einheit.